Klimatisierungskonzept für „grüne“ Logistikhalle setzt auf optimal aufeinander abgestimmte Bausteine
Das Logistikunternehmen DISTRIBO arbeitet mit besonders sensiblen Produkten aus dem Bereich Life Sciences. Diese müssen ganzjährig konstant bei einer Temperatur zwischen 15 und 25 Grad gelagert werden. Dank der Zusammenarbeit zwischen Planer, Anlagenbauer, Handwerk und Hersteller von Produkten aus dem Bereich der Beheizung und Kühlung wurden beim Bau einer neuen Logistikhalle alle Vorgaben im Bereich der Klimatisierung erfüllt. Zudem wurde ein „grünes“ Gebäude erschaffen, das nicht nur mit deutlich weniger Energie als vergleichbare Hallen auskommt, sondern sogar energie-positiv betrieben wird.
DISTRIBO wurde 2003 in Göttingen gegründet und ist ein Joint Venture zwischen dem Technologiekonzern Sartorius AG und dem Logistikdienstleister ZUFALL logistics group. Dabei übernimmt DISTRIBO sowohl den Versand der Labor- und Prozesstechnologieprodukte als auch die Produktionsversorgung aller Göttinger Sartorius-Standorte. Durch den wachsenden Markt der Biotechnologie wurde eine neue Logistikhalle mit angrenzendem Bürogebäude und Servicewerkstatt benötigt.
Um für DISTRIBO die bestmögliche Lösung in Sachen konstante Temperatur und Energieeffizienz zu bieten, haben das Planungsbüro Malte Weidemann, die Metternich Haustechnik GmbH, die Aii Allgemeine Industrieboden + Instandsetzungs GmbH und die aquatherm GmbH ein Konzept für die Klimatisierung der neuen Logistikhalle ausgearbeitet. Dieses besteht aus mehreren Bausteinen, die miteinander verzahnt und optimal aufeinander abgestimmt sind.
Kombination aus Photovoltaik, Wärmepumpen und Eisspeicher
„Die planerische Herausforderung bestand darin, den hohen Wärme- und Kältebedarf des Gebäudes abzudecken“, erklärt Malte Weidemann. Er und sein Team entschieden sich gemeinsam mit Metternich für eine Kombination aus Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und einem Eisspeicher. Das Funktionsprinzip des Eisspeichers: Beim Wechsel des Aggregatzustandes von flüssigem Wasser zu festem Eis wird eine große Wärmemenge und damit Energie frei. Diese Energie machen sich Wärmepumpen als Wärmequelle zu Nutze. Durch ein Wechselspiel aus Wärmeentzug und Regeneration kann der Gefrierprozess mehrmals wiederholt werden. Zum Ende der Heizperiode steht durch den vorhandenen Eiskern eine kostenfreie Kühlmöglichkeit für das Objekt zur Verfügung.
In der Technikzentrale der DISTRIBO-Logistikhalle werden drei Wärmepumpen mit einer Gesamtleistung von 540 kW untergebracht. Der Eis-Energiespeicher hat einen Durchmesser von 18 Metern und eine Höhe von 6 Metern. Metternich installiert die gesamte Gebäudetechnik, inklusive der Wärmepumpen, Rückkühler, der benötigten Heiz- und Kühlpuffer, der Lüftungsanlage und der Wärmetauscher. Um die verschiedenen Energiequellen effizient zu managen und einen hohen Wirkungsgrad des Systems zu garantieren, werden vorgefertigte Hydraulikmodule verbaut. Diese Module werden von der Building Equipment Cologne (BE-Cologne) einbaufertig für verschiedene Anlagengrößen angeboten. Insgesamt neun Module - jeweils drei Quellenmanagement-Module, Wärmepumpenmodule Primärseite und Wärmepumpenmodule Sekundärseite - kommen zum Einsatz.
Verrohrung mit aquatherm blue aus Polypropylen
Die gesamte Verrohrung von und zum Eis-Energiespeicher und den einzelnen Elementen des Klimatisierungskonzepts sowie innerhalb der Hydraulikmodule erfolgt mit einem Produkt der aquatherm GmbH: aquatherm blue. Das Rohrleitungssystem aus dem korrosionsbeständigen Kunststoff Polypropylen zeichnet sich durch eine hohe Temperaturbelastbarkeit aus. „Dies war für das Projekt sehr wichtig, da Temperaturunterschiede von -10 und +40 Grad Celsius auftreten“, so Malte Weidemann. Die langen Wege bis zum Eisspeicher werden je nach Anforderung mit dem vorisolierten aquatherm energy, das als Mediumrohr aquatherm blue enthält, aber zusätzlich mit PUR-Schaum isoliert und mit einem Mantelrohr aus HDPE umschlossen ist, und der unisolierten Variante installiert. Malte Weidemann: „Die Verbindung der isolierten und unisolierten Variante gelingt dabei problemlos, da in beiden Fällen dasselbe Rohr - aquatherm blue - verwendet wird.“ Bei der Verschweißung des Systems aus Polypropylen verschmelzen Rohr und Fitting zu einer homogenen, stoffschlüssigen Einheit. Hierdurch wird ein Höchstmaß an Sicherheit und Lebensdauer erzielt.
Industriebodenheizung auf 10.000 Quadratmetern
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Klimakonzepts ist die Betonkernaktivierung: Bei dieser besonderen Form der Fußbodenheizung wird das gesamte Volumen der etwa 20 Zentimeter starken Betonplatte der neuen Logistikhalle zum Heizen bzw. Kühlen genutzt. Dies sorgt für eine gleichmäßige Temperatur und spart zusätzlich Energie. Die Aii – Industrieboden- und Instandsetzungs GmbH erstellt insgesamt 10.000 Quadratmeter absolut fugenfreien Industrieboden. Zum Einsatz kommt erneut das Rohrleitungssystem aquatherm blue, das mit der Tichelmannverlegung installiert wird und für die gleichmäßige Wärmeverteilung sorgt. Im Werkstatt- und Bürotrakt kommt das System ebenfalls auf rund 3.000 Quadratmetern zum Einsatz.
Durch das umfangreiche Klimatisierungskonzept erreicht die Baumaßnahme die Energieklasse E40+. Bedeutet: Im Vergleich zu anderen konventionellen Gebäuden dieser Art wird über 60 % weniger Energie benötigt.