Erstes öffentliches Museums-Depot der Welt setzt auf umweltfreundliche Materialien beim Neubau – Das Museum Boijmans Van Beuningen ist das größte Kunstmuseum in Rotterdam und enthält zahlreiche Gemälde und Skulpturen. Die bisher im Keller des Ausstellungsgebäudes gelagerte Sammlung des Museums ist seit Ende 2021 für die Öffentlichkeit zugänglich – und zwar auf sehr spektakuläre Weise. Der niederländische Architekt Winy Maas entwarf im Park des Museums das erste öffentlich zugängliche Kunstdepot der Welt, das nicht nur architektonisch, sondern auch durch seine nachhaltige Bauweise beeindruckt.
Nach rund vierjähriger Bauzeit können Besucher im Kunstdepot das Ergebnis von 173 Jahren Sammeltätigkeit besichtigen. Mehr als 151.000 Objekte sind in 14 Lagerabteilen mit fünf verschiedenen Klimazonen untergebracht. Zum Vergleich: Im eigentlichen Museum finden nur rund 8% dieser Werke Platz. Neben der Kunst sind in dem Depot auch alle Aktivitäten zu sehen, die zur Erhaltung und Verwaltung einer Sammlung gehören.
Das Gebäude selbst besticht durch seine ungewöhnliche runde Form und die auffällige Spiegelfassade. Diese ist fast 40 Meter hoch und besteht aus 6609 m2 Glas, aufgeteilt auf 1664 einzelne verspiegelte Flächen. Dadurch reflektiert das Gebäude seine grüne Umgebung inmitten des Museumsparks.
Dachbegrünung, Solarzellen und Regenwasserspeicher
Dieser „grüne“ Gedanke der Außenfassade kommt auch auf dem Dach zum Tragen: Es wurde mit Birken, Kiefern, Gräsern und Sedum bepflanzt, Solarzellen versorgen das Gebäude mit Strom. Auch die Gebäudetechnik punktet in Sachen Nachhaltigkeit. Das Depot nutzt einen erdgekoppelten Wärmetauscher, enthält ein System zur Klimakontrolle und verfügt über einen Regenwasserspeicher, der Wasser für den Dachgarten und für die Toilettenspülung liefert. Es wurde zu einem großen Teil aus nachhaltigen Materialien gebaut, z.B. aus Recycling-Beton.
In einem Gebäude, das so auf Nachhaltigkeit ausgelegt ist wie das Depot, spielte auch der Umweltgedanke bei der Auswahl der Rohrleitungssysteme eine große Rolle. Daher setzten die Planer für die gesamte Kälteverrohrung auf aquatherm blue aus dem korrosionsbeständigen Kunststoff Polypropylen (PP-RP).
Geringere CO2-Emissionen von Polypropylen gegenüber Stahl
Polypropylen – ein Beiprodukt der Rohölverarbeitung – ist einer der beiden wichtigsten Standardkunststoffe. Durch Lebenszyklusanalysen gemäß ISO 14040 werden die Auswirkungen der Rohstoffherstellung auf die Umwelt untersucht. Studien belegen deutlich geringere CO2-Emissionen von Polypropylen-Rohren im Vergleich zu anderen Rohmaterialien, speziell Stahl. aquatherm mit Hauptsitz in Attendorn (Deutschland) verarbeitet diesen Rohstoff, der sich durch lange Lebensdauer und sehr gute Umweltverträglichkeit und Wiederverwertbarkeit auszeichnet, bereits seit rund 50 Jahren. Die aus dem Wirtschafts- und Produktionsprozess anfallenden Kunststoffabfälle werden zum Großteil intern recycelt und zu neuen Produkten verarbeitet.
aquatherm blue zeichnet sich durch seine hohe Temperatur- und Druckbelastbarkeit aus. Hinzu kommen die außergewöhnlich guten Schweißeigenschaften und die Verschmelzung zu einer homogenen und stoffschlüssigen Einheit, sodass ein Höchstmaß an Sicherheit und Lebensdauer erzielt wird.
BAM Bouw & Techniek Niederlande wurde als Bauunternehmer für das Depotgebäude beauftragt. Die Installation von aquatherm blue führte Wilsta Prefab BV durch. Wilsta hatte zuvor auch das angrenzende Erasmus Medical Center mit aquatherm Rohrleitungssystemen ausgestattet. Im Kunstdepot wurden mehr als zwei Kilometer aquatherm blue mit Durchmessern von 50 bis 250 mm installiert. Eingesetzt wurde die Produkt-Variante OT, ein sauerstoffdichtes Rohr, das mit einer Diffusionssperre ausgestattet ist und somit den Anforderungen der DIN 4726 entspricht. aquatherm blue OT eignet sich daher optimal für die Kälteinstallation. Das System wurde im gesamten Gebäude einschließlich der Anbindung an die Technikräume und verschiedene Verteiler installiert.
Herausforderung: Gerade Verlegung in rundem Gebäude
„Die größte Herausforderung bestand darin, die Rohre in einem runden Gebäude gerade zu verlegen“, erklärt Marcel Groenveld, Anwendungsingenieur bei ERIKS, dem offiziellen niederländischen Partner von aquatherm. „Außerdem sind im fertig gestellten Gebäude aufgrund des Einsatzes von zahlreichen gläsernen Bereichen viele Rohre für die Besucher zu sehen. Dies verlangte nach einer sehr exakten und optisch ansprechenden Verlegung.“
Auch die unterschiedlichen Temperaturen, die im Depot vorherrschen, stellten eine Herausforderung in der TGA-Planung dar: Schließlich sollten die 14 Abteilungen mit ihren fünf Klimazonen optimale und vor allem konstante Bedingungen in Sachen Temperatur und Luftfeuchtigkeit für die Kunstwerke bieten. Aber auch die Gastronomie, die Büros und die öffentlichen Räume benötigten eine passende Klimatisierung. „Als Lieferant von aquatherm Rohren und Formteilen war es für uns wichtig, alles gut zu koordinieren und vor allem eine Lieferung zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu gewährleisten“, so Marcel Groenveld. „Da sich das Gebäude mitten in der Stadt befindet, wurden oft besondere Liefertermine außerhalb der Stoßzeiten genutzt.“